sissy boyz

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Das schreiben Andere über die Sissy Boyz:

"Von der Straße auf die Bühne: Ein neuer Stern am Mädchenhimmel ist aufgegangen, seit die Sissy Boyz tanzen, statt randalierend durch die City zu ziehen. Drogen, Raufereien, Einbrüche? Das war gestern. Heute brechen sie Herzen, dank ihrem Manager und Entdecker. Diese coolen Jungs sind nicht mehr zu stoppen: Denniz, Steve, Mike, Joey und Dan. Wer sie nicht gesehen hat, der hat nicht gelebt."
Der Manager der Sissy Boyz im Interview mit Bravo, März 2002

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.: interviews
SISTAS, HOMIES, DYKES, SISSYS...[hier]
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Fiber 8/2005 (Long version), www.fibrig.net

QUEER AS FUCK [hier]
Underdog, Autonomes Zentralorgan Wildeshausen #16, Sommer 2006

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Presseberichte: Orlanding the dominant [hier]

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"Drag Kings
Jede dieser Schubladen sagenumwunden/ Mit so viel Druck verbunden/ Mit so viel Halt/Ich habe nichts verwunden/ Von dieser Scheinwelt/ Die mich nicht hält/ Ich kann mich nicht entscheiden/Weil alles Lüge ist/ Dies ist auch mein Raum/In dieser Zeit/Ist meine Freiheit/ Uneindeutigkeit (Sissy Boyz)
(1)

Drag Kings sind als ein vielschichtiges und nicht zu vereinheitlichendes Phänomen in den 1990er Jahren der anglo-amerikanischen Lesbenszene und insbesondere der Butch (2)- Kultur entsprungen. Auf einer Bühne, einer Party oder auch in ihrem Alltagsleben eignen sich Drag Kings – unabhängig von ihrem biologischen Geschlecht (3) - eine „männliche“ Geschlechtsrolle an. In den letzten Jahren bildeten sich, neben der verstärkten Präsenz von Einzelpersonen, verschiedene Gruppen wie z.B. die Sissy Boyz aus Bremen.

Besonderen Aufschwung erhielt das Kinging in Deutschland mit dem Erstarken der Transgenderbewegung. Die Grenzen von Drag Kings zu Transgenders oder Transidentischen, die eine andere als die ihnen bei Geburt zu- und festgeschriebenen geschlechtlichen Identität leben und teilweise die Transgression (Überschreitung) der binären Kategorien „Mann“/“Frau“ anstreben, sind fließend.

Mittel für das Kinging können Frisuren, Kleidung, (angeklebte/aufgemalte) Bärte und „männliches Verhalten“ sein. Inwieweit diese Darstellung als gelungen charakterisiert werden kann, hängt von der jeweiligen Intention des Drags ab. Während einige Drag Kings die besonders authentische und „echte“ Darstellung von „Männlichkeit“ anstreben, möchten z.B. die eingangs zitierten Sissy Boyz erklärtermaßen Uneindeutigkeit vorführen, Verwirrung stiften und mit ihrer gewollt künstlichen und dilletantischen Inszenierung die Konstruiertheit und den performativen Charakter jeglicher geschlechtlicher Identität aufzeigen. Damit soll die in unserer Gesellschaft als natürlich und damit unumstößlich angesehene Zweigeschlechtlichkeit unterminiert und selbstverständlich ihr subkulturelles und vorwiegend queeres Publikum unterhalten werden.

Die Sissy Boyz parodieren in ihren Shows das in der Popmusik auftretende Boygroupphänomen, indem zu Playbackmusik gesungen und eine choreographierte Tanzperformance vorgeführt wird. Diese bedient zunächst herrschende Geschlechterklischees um diese gleich darauf wieder durch Überzeichnung oder unerwartete Brüche wie durch das Vorführen homoerotischen Begehrens zwischen den Boyz ad absurdum zu führen. Sie selber nennen das dann genderfuck deluxe.

Judith Butler erklärt in ihrem 1990 erschienenen vielzitierten Buch “Das Unbehagen der Geschlechter”, wenn die Geschlechtsidentität (“gender”) bisher unabhängig von biologischen Geschlecht (“sex”) gedacht wurde, es keinen Grund zur Annahnme gäbe, dass die kulturell geprägte Geschlechtsidentität notwendig aus dem biologischen Geschlecht folge. Deshalb müssen die Kategorien “männlich” und “weiblich” auch in Bezug auf den jeweils anderen Geschlechtskörper gedacht werden können. Zum anderen müsse nicht mehr von einer dem biologischen Geschlecht entsprechenden Binarität der Geschlechtsidentitäten ausgegangen werden: Es kann dort von einer Vielzahl gesprochen werden.

Weiter geht Butler davon aus, dass auch das biologische (“sex”), nicht nur das kulturelle Geschlecht (“gender”) ein soziales Konstrukt ist, dass keine Substanz besitze sondern sich durch ständige performative Akte konstituiere, die die permanente Angleichung und Bestätigung an ein niemals zu erreichendes Ideal und die Abwehr von allem, was die vermeintliche (geschlechtliche) Eindeutigkeit in Frage stellen würde, beinhalte. Somit lässt sich jede geschlechtliche Inszenierung als ein Imitationsprozess beschreiben, wie es auch die “Männlichkeit” des Kinging ist.

Parallelen mit den Kinging gibt es mit den wohl besser und länger bekannten Drag Queens, die sich in erster Linie aus dem Schwulen Milieu entwickelten und mittlerweile Eingang in die Mainstreamkultur gefunden haben. So gibt es sowohl im Fernsehen als auch auf größeren Bühnen Auftritte von Drag Queens. Diese werden als EntertainerInnen angesehen, während viele Drag Kings von Reaktionen wie Ängstlichkeit und Unbehagen berichten, die ihr Angriff auf das Privileg der „Männlichkeit“, welches konventionell exklusiv „Männern“ zugesprochen wird, auslöse.

Kritik an der Drag King- Bewegung wurde und wird immer wieder von feministischer Seite geäußert. So stellt sich für einige „Frauen“ die Frage, was ein Drag King oder Transmann auf einer „Frauen-“/ Lesbenparty zu suchen habe, wenn er/sie sich selbst nicht als „Frau“ definiere. Darin schwingt auch der Vorwurf der Verherrlichung der in der patriarchalen Gesellschaft dominanten und unterdrückenden Position des „Mannes“ mit. Einige Drag Kings sprechen von der Aneignung der Kategorie „Mann“ als ein Schutzmechanismus vor der Unterdrückung als „Frau“ in dieser Gesellschaft. Dies impliziere jedoch auch eine Herabsetzung minorisierter Handlungsfähigkeit und treffe somit den gesellschaftlichen Kern des Problems nicht.

Obwohl es in unserer Gesellschaft multiple anerkannte Formen von „Männlichkeit“ gibt, dominieren in der Drag King Szene gerade Macho- und Mackerverhalten, und damit ein Männlichkeitskult, der sich nicht selten unkritisch sexistische Normen aneignet und reproduziert. Einige KritikerInnen werfen dem Kinging auch die Festschreibung und damit weitere Stabilisierung des dichotomen Geschlechtermodells vor. Das wirft die Frage auf, wie eine nonkonforme „Männlichkeit“ dargestellt und gelebt werden könnte jenseits von dieser dominaten Machtposition (4).

Queere Ansätze stellen dem hegemonialen Diskurs der Zweigeschlechtlichkeit eine Vielfalt von uneindeutigen und sich stets verändernden Identitäten gegenüber. Genau diese Grauzonen zwischen „männlich“ und „weiblich“ als auch die herrschenden Normen, die queere Theorie und Praxis zu entnaturalisieren und zu unterwandern auffordert, können uns durch einen gelungenen Auftritt von Drag Kings vor Augen geführt werden: Eindeutige Geschlechtsidentitäten sind eine Parodie, für die es noch nie ein Original gegeben hat.

Links:
http://sissyboyz.hb-subs.net/index.html
www.Kingzofberlin.de
www.Pussycoxx.com
Drag Pionierin Diane Torr: www.dianetorr.com
Die Krone & ich. Drag King-Magazin (Köln), Kontakt über: www.kingdom-of-cologne.de

weiterführende Literatur:
Butler, Judith: Das Unbehagen der Geschlechter, Frankfurt/Main 1991.
Del LaGrace Volcano/ Judith J. Halberstam: The Drag King Book, London 1999.
Halberstam, Judith: Female Masculinity, Durham/NC 1998.
Polymorph (Hg.): (K)ein Geschlecht oder viele? Transgender in politischer Perspektive, Berlin 2002.
M.R. 02.07.06

Fußnoten:
1 Sissy Boyz – lyrics siehe http://sissyboyz.hb-subs.net/sites/lyrics.html
2 Als Butches werden sich „männlich“ gebende Lesben bezeichnet
3 Drag Kings sind vorwiegend, aber nicht immer Bio-“Frauen“- auch Bio-“Männer“ können „Männlichkeit“ als Drag Kings performen.
4 Der Soziologe Robert Heasley spricht z.B. von sechs unterschiedlichen „Straight-Queer Masculinities“, von denen Metrosexualität eine darstelle"

Auszug eines Referates von der Seite:
http://www.lesbischwultransm.de/index.php?option=com_docman&task=doc_view&gid=9&Itemid=10#search=%22sissy%20boyz%22
Zugriff: 4.Okt 06
AutorIn: Uns leider unbekannt

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Schöne Männer
Die Sissy Boyz setzen auf Genderfuck und mögen keine BHs auf der Bühne

Sie sind Sonnyboy, Rocker, Womanizer, Prolet und Sportstyp. Auf den ersten Blick sehen Steve, Joey, Dan, Mike und Denniz von den Sissy Boyz wie eine ganz normale Boygroup aus. Einer steht vorn und singt, die anderen tanzen im Hintergrund. So wie wir es bei Backstreet Boys und Co. schon tausendmal gesehen haben. Und natürlich hält sich auch bei dieser Band das Gerücht, einer aus der Gruppe sei schwul. Und selbstverständlich wird nicht verraten, wer es ist. So weit das Boygroup-Drehbuch des Popgeschäfts.
Doch plötzlich verlassen die Jungs das vorgegebene Skript: Sie ziehen sich mitten in der Show Röcke an und sorgen damit je nach Publikum für Verwirrung oder Begeisterung. „Wir wollen Sehgewohnheiten ad absurdum führen“, sagt Steve, der Womanizer. Was ist ein „Girl“ und was ist ein „Boy“? Die Gruppe wirft Fragen auf und nennt sich passenderweise „Allgirlboygroup“.

Außerhalb der Show leben die Bandmitglieder als Frauen, auf der Bühne wollen sie die klassische Choreografie einer Boygroup für sich nutzen. „Die Darstellung von schönen Männern darf man nicht den Männern überlassen“, findet Steve.

Die Bremerinnen sind diesen Monat bei „Mädchen feiern Sprechgesang“, der Frauen-Hiphop-Party im SO 36, zu Gast. Dort zeigen die Sissy Boyz um Mitternacht ihr gesamtes Programm. Ihre beiden Raps werden live gesungen und sind ein eindeutiges Statement gegen Gendernormen. Der Rest ist klassische Boygroup-Tanzperformance auf Playbackpop mit Genderfuck-Anspruch.
Politisch wird es auch, wenn die vier sich gegen den Schlankheitswahn wenden und lieber ihre Muskel-T-Shirts überziehen, um zu posen, als ins Fitness-Studio zu rennen.

Dabei sind die Sissy Boyz frei genug, ihre Männerrollen nicht nur ironisch zu brechen, sondern auch zu genießen. „Wir finden uns in den Rollen auch mal wieder“, sagt Mike. Natürlich nicht zu hundert Prozent, dazu sind die bekennenden Feministinnen viel zu kritisch. Zum Beispiel, wenn es um die Groupie-Frage geht.
Hysterische weibliche Fans gehören zur Boygroup-Nummer dazu, doch die Sissy Boyz wollen keine unkritisch kreischende Masse. Auch wenn sie sich gerne feiern lassen und alle dazu einladen, ihrer Begeisterung freien Lauf zu lassen.
Ein Tipp für die Berliner Fans: Die Sissy Boyz bevorzugen es, wenn anstelle von BHs Kuscheltiere auf die Bühne fliegen. „Die Verletzungsgefahr bei BHs ist zu groß“, sagt Mike. „Und es gab schon Beschwerden, wenn die nicht wieder aufgetaucht sind.“ Für verloren gegangene Unterwäsche übernehmen Boygroups eben keine Verantwortung.
River Tucker, April 2006, www.siegessaeule.de/

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„Was geht ab?“ Erfrischend frech präsentiert sich die queere All-Girl-Boy-Band „Sissy Boyz“ auf ihrer Homepage. Absichtlich aufgebaut wie eine der vielen Boygroup-Sites bietet die Homepage einen witzigen Einblick in die Arbeit der Band. Die Performance der fünf Bremerinnen, wir durften sie am Ladyfest Wien live erleben, ist eine skurile Mischung aus „boygrouphafter“ Choreographie zu schlechten Coverversionen aus dem internationalen Kommerztrash der Musikindustrie und eigenen Songs, deren Texte frau auf der Homepage nachlesen kann und sollte. Neben den Auftritten bieten die Sissy Boyz auch Workshops zu queeren Themen an. So stellten sie in Wien die Frage „Drag ist, wenn es Verkleidung ist?“ und brachten Bartkleber und Schminke mit, um den Teilnehmerinnen die Möglichkeit zu bieten, sich einmal mit praktischen Grundfragen von Drag auseinanderzusetzen. Laut Homepage, die neben Terminankündigungen, Lyrics und Fotos auch kleine „Homestories“ zu den einzelnen BandmitgliederInnen bietet, wird sich die Band im Sommer 2006 voraussichtlich auf eine kleine Europatournee wagen. Fake oder Wahrheit, wir würden uns freuen, sie bald wieder in Wien begrüßen zu dürfen.
An.schläge- Das feministische Magazin, November 2005,
www.anschlaege.at/inhalt.html

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"Indeed, said Ladyfest Manchester, which had a some quality acts mixed in with some bad rock music; needless to say none of the photos in a venue this size came out. There's a couple of shots of THE SISSY BOYZ - five girls from Deutschland in (quite realistic) East17 male drag rapping in German about androgyny-o-phobia (or whatever it is), miming to Euro pop remixes and going down a storm as you can see."
Von: http://www.angelfire.com/extreme2/fenedge/badmonth/

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"At the end of Ladyfest there were these 5 German girls who dress up as guys and do a boyband, some covers, some of their own songs and lots of bad choreography! Possibly the most surreal thing I've ever seen and totally hilarious at the same time.
SISSY BOYZ here they are again with some fans fainting at their feet, or trying to eat them, not completely sure."
Von: http://www.collective-zine.co.uk/

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„Wenn Putzfrau Piesberg als Nervensäge agiert - Kulturfest mit Kabarett, Satire und Tanz/ Ein amüsanter Abend [...] Gut choreografiert und mit viel Spaß auf der Bühne präsentierten sich zum Schluss die Sissy Boyz. Mit einer Zugabe und viel Applaus wurden sie vom Publikum belohnt. Die traditionelle Tanzparty rundete den gelungenen Abend ab.“
Tecklenburger Landbote, 13. Juni 2005

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"Frischhaltefolien gegen Geschlechterrollen.
Die Sissy Boyz machen Spaß"

Bremen "Dennis", "Mike" und "Joey" heißen sie auf der Bühne. Im wirklichen Leben sind sie Frauen. Drei von fünf Mitgliedern der Bremer Sissy Boyz. Die etwas andere Boyband ist Kult. Dass sie beim Publikum so gut ankommen, liegt wohl weder an ihrem perfekten Aussehen (obwohl sie alle ziemlich niedlich sind), noch an ihrer gestylten Bühnenshow (obwohl ihre Tanzchoreografien beeindrucken). "Genderfuck" heißt das Zauberwort. Mike erklärt, dass es sich dabei um das bewusste Spiel mit eingefahrenen Geschlechterrollen handelt. Eine ideale Spielwiese für die Boyz bei ihren Auftritten. Wie der Name "Sissy Boyz" (der "Weichei" oder "Tunte" bedeutet) schon sagt, wollen sie auf der Bühne nicht bloß heterosexuellle Mackerattitüden ad Adsurdum führen. Zärtlichkeit zwischen den "Jungs" gehören fest zum Programm. Sie verstehen sich als Teil der autonomen queeren Szene, die ihre Wurzeln in der feministischen Lesbenszene hat. Sex-bejahend und transgender-freundlich. "Wir tragen genauso auch mal Lippenstift" sagt Dennis. Mike meint "Queer macht sich nicht in erster Linie am Geschlecht der Person fest, mit der Du ins Bett gehst."

Gegründet haben sich die Boyz auf der "RRRiot Trash Deluxe Party 2002" in Bremen. Danach folgten Auftritte in Berlin und Köln. Am Anfang gab es einige "technische" Probleme zu bewältigen. Um ihre Brust abzubinden, experimentierten die Fünf mit Klebeband und Frischhaltefolie. "Dabei wäre ich beinahe umgekippt, weil sich darunter die Hitze staut. Am besten sind umgenähte Oma-Unterhosen!", weiß Mike inzwischen. Das passt gut zur Do-it-yourself-Einstellung, die sie vertreten.

Auch die Fans werden bei den Bühnenshows zum Mitmachen animiert. Doch das birgt manchmal Tücken. Mike bringt es immer total aus dem Konzept, wenn ihr während des Auftritts BHs ins Gesicht geworfen werden. In Cottbus versuchten wildgewordene Fans und Freundinnen, Joey auf der Bühne die Hose auszuziehen. Sie lacht: "Sie haben es nicht geschafft, aber sie haben mir meine Schuhe geklaut!" Der nächste Auftritt der Sissy Boyz ist am 3. Mai beim Queerfest in Warschau, wo sie zum ersten Mal live singen werden.
Von Ulli Meyer, In: Eurogay, Hamburg/Norden, Nr.4, Mai 2003

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